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Von Marco Thielcke
Hamburg. Man sei zu früh dran und habe die Frauen vergessen: So lautet die ernüchternde Antwort der Verwaltung in Hamburg-Mitte auf Vorschläge der Bezirksversammlung für neue Straßennamen auf dem Huckepackgelände. Schon im November schlug die Versammlung vor, bei der Neugestaltung des ehemaligen Huckepackbahnhofs die Namen Nieburstraße und Billhorner Stieg zu berücksichtigen. Beide Straßen wurden während des Krieges durch Bomben zerstört und nicht wiederaufgebaut. Bei Neubenennungen von Straßen werden aber laut dem Schreiben aus der Verwaltung seit Juli 2012 Frauennamen bevorzugt. In Hamburg sind rund 2000 Straßen und Plätze nach Männern benannt, dagegen steht nur auf rund 300 Straßenschildern ein Frauenname.
Der Senat beschloss bereits 2012 mehr Straßen nach Frauen zu benennen, wies Bezirke und die Kulturbehörde an entsprechende Vorschläge zu machen. Grundlage soll die Hamburger-Frauenbiografie-Datenbank sein, erstellt von der Landeszentrale für politische Bildung. Für Rothenburgsort schlägt die Datenbank neun Frauen vor, unter anderem auch Fasia Jansen. Die uneheliche Tochter des liberianischen Generalkonsuls Momulu Massaquoi musste lange im KZ Neuengamme Zwangsarbeiten. Dort erlebte sie die Brutalität der Wachen und das Leid der Häfltinge hautnah. Nach dem Krieg versuchte sie mit Musik an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.
Holger Schmidt, baupolitischer Sprecher der CDU in Mitte, hält jedoch an den Vorschlägen der CDU und SPD fest. „Die Nieburstraße und der Billhorner Stieg haben wie der Huckepackbahnhof selbst einen direkten Bezug zum Stadtteil“, sagt Schmidt. Und weiter: „Da hat in der Verwaltung einer keine Ahnung vom Stadtteil.“
Die Verwaltung kritisiert aber auch den Zeitpunkt der Vorschläge. Der sei viel zu früh, da für das 10,6 Hektar große Gelände in Rothenburgsort noch kein Bebauungsplan feststehe. Damit ist auch noch nicht geklärt, wo und wie viele Straßen überhaupt entstehen und wo sie einmal entlang führen werden....