![Mischa Gohlke machte sein Handicap zur Profession Foto: Schnabel]()
Von Nathalie Schnabel
Hamburg. Wenn der Gitarrist Mischa Gohlke mit seiner Band auf der Bühne steht, erfordert das eine besondere Wahrnehmungsarbeit. Aufgeregt fühlt er sich, manchmal unsicher, oft aber auch wie in Trance. Wenn das Gefühl stimmt, sitzt jeder Griff auf der Gitarre, jeder Ton hat genau den richtigen Klang. „Manchmal ist das fast wie eine Erleuchtung“, erzählt Gohlke. „Dann kann ich alles abrufen, die vorhandenen Potenziale ausschöpfen.“ Seine Liebe zur Musik, seine Präzision beim Spiel und das Gefühl für die Details sind dabei alles andere als selbstverständlich.
Von Geburt an taub
Denn der 33-Jährige ist seit seiner Geburt fast taub. Ein Hörgerät ermöglicht ihm zwar eine Hörleistung von 60 bis 70 Prozent – doch die akustische Wahrnehmung bedeutet nicht, dass er das Gehörte verstehen kann. „Wenn andere einen Song hören, dann höre ich einen Klangbrei“, erzählt der Musiker. „Es braucht andere Kommunikations- und Wahrnehmungsebenen, um den Song differenziert wahrzunehmen. Wie zum Beispiel Intuition, Erfahrungswerte und vielleicht auch Telepathie“, sagt er und schmunzelt. Trotz dieses Hindernisses ist der 33-Jährige heute Profimusiker und spielt mit Bandkollegen, die bereits mit Madonna, Paul McCartney und Stevie Wonder getourt sind. „Es funktioniert durch Intuition und ganz viel Übung“, sagt er. Und mit Gefühl: „Ich kann beispielsweise meine Gitarre stimmen, indem ich die Vibration der Saiten in den Fingerkuppen spüre.“
„Gelebte Inklusion“
Gohlkes Band unterstützt ihn ebenfalls. „Es ist schön, wenn Menschen einem Empathie entgegen bringen“, sagt er. Der Gitarrist spielt gemeinsam mit Musikerkollegen aus Chile und den USA in der „Mischa Gohlke Band“. Sie treten mit eigenen Kompositionen und Songinterpretationen von Stevie Ray Vaughan & Jimi Hendrix auf. „Unsere Band ist ein Beispiel für ganzheitlich gelebte Inklusion“, erzählt der 33-Jährige. „Wir kommen aus verschiedenen Kulturkreisen. Außerdem haben wir mit mir ein...