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Hamburg: Zauberhafte Komödie trotz Handygeklingel

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Elwood P. Doud (Volker Lechtenbrink, r.) freundet sich mit Psychiater Dr. Chumley (Marcus Stolberg) an Hamburg. Teenager Myrtle Mae, die Nichte von Elwood P. Doud, Hauptperson in der Komödien-Evergreen „Mein Freund Harvey“ von Mary Chase, greift zum Handy, um sich mitzuteilen. Auch Headset und Computer sind in Andreas Kaufmanns Inszenierung am Ernst-Deutsch-Theater eine Selbstverständlichkeit. „Mein Freund Harvey“ ist im digitalen Zeitalter angekommen. Was überflüssig ist. Das Stück aus dem Jahre 1944 entfaltet seinen Zauber auch ohne moderne Technik. Kaufmann wollte die Hektik der „Normalmenschen“ durch diese Utensilien offenbar unterstreichen. Verständlich, denn so richtig in Schwung kommt die Inszenierung nur selten. Volker Lechtenbrink spielt die Hauptrolle des Elwood P. Doud sehr verhalten - den Mann, der einen großen, weißen, aufrecht gehenden Hasen namens Harvey seinen Freund nennt, dessen Hut mit Aussparungen für die Ohren auf dem Ständer hängt - doch den nur Doud sehen kann. Wunderbares Liebespaar Als Gegenstück dreht Maria Hartmann in der Rolle von Elwoods genervter Schwester Veta Luise, die sich durch ihren „verrückten“ Bruder gesellschaftlich eingeschränkt fühlt, hysterisch mächtig auf. Ganz zauberhaft sind Katharina Pütter als Oberschwester Ruth und Felix Lohrengel als Assistenzpsychiater Dr. Sanderson, die rettungslos ineinander verliebt sind, und nicht wissen, wie sie zueinander kommen. Da muss schon der „verrückte“ Elwood helfen, ein herzensguter Mensch mit viel Sinn für menschliche Kontakte und Lebensfreude. Er verabredet sich mit allen, die er trifft, in Bars und Kneipen, um einen „zu lüpfen“, verbreitet überall Frohsinn. Im Gegensatz zu seiner Schwester, dem Chefpsychiater, in dessen Klinik Veta Luise ihren Bruder einweisen lassen will, und dem Rechtsanwalt der Familie, die alle ganz „normal“ auf ihre Lebensziele fixiert sind. Also richtig verrückt sind. Mary Chases wunderbare Komödie über das Normale und das Verrückte entfaltet auch im Ernst Deutsch Theater ihren Zauber, obwohl ständig irgendein Handy klingelt. (ch)

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